Startklar für Wachstum: So nutzt du PR als Growthhacking-Tool
Die boomende Creator Economy und Startupbranche macht es vor: Durch virale Inhalte, Community-Building und Build-in-Public Strategien erregen sie Aufmerksamkeit für ihr Business. Oder, wie es Zack Teperman, der Autor von «Cut The Bull$hit» beschreibt: “To attract attention, you must first generate some noise.”
In einer Zeit, in der es einfacher denn je ist, sich selbständig zu machen und ein Unternehmen zu gründen, ist es notwendig, nach innovativen Wegen zu suchen, um sich von der Masse abzuheben und das Wachstumspotenzial voll auszuschöpfen.
Dabei hat sich eine Strategie als besonders effektiv erwiesen: Growth Hacking. Dabei geht es darum, kreative Ideen und clevere Nischen zu finden, die zu Backlinks, Traffic, Lead Generation und Conversions führen. Denn: Wenn man die standardisierte Marketing-Suite abarbeitet, gewinnt am Ende nur das Geschäft an Traffic, welches das meiste Budget in den Sand setzt. Man denke nur an Google Ads oder Social Media Ads.
PR als Wunderwaffe für Reichweite
Public Relations (PR) ist ein sehr effizientes Instrument, um mit minimalem Budget eine grosse Reichweite zu erzielen. Etablierte Unternehmen wissen schon lange, dass sich damit mit geringem finanziellen Aufwand grosse Erfolge erzielen lassen. Auch SEO-Experten lieben den Einsatz von PR wegen seiner hohen Effektivität bei der Generierung von organischem Traffic.
Doch während gerade Creators absolute Experten in der Entwicklung von hochwertigem Content sind, wissen sie noch nicht immer, wie PR dabei eine Rolle spielt oder ihre Reichweite noch erhöhen kann.
Für Startups und Creators habe ich daher hier einen PR-Guide als erste Orientierung zusammengestellt. Ich bin seit 15 Jahren PR-Beraterin und von Anfang an bei Numarics dabei. Ausserdem habe ich die Do-it-yourself PR-Plattform PRontheGO.com gegründet - da findet ihr weitere Growth Hacks nach diesem Leitfaden.
Der Start mit PR
Ich fasse PR gerne so zusammen: Es sind alle Massnahmen, die darauf abzielen, die Reichweite Dritter zu nutzen. Dies geschieht vor allem durch Kooperationen. Die bekannteste PR-Taktik ist jedoch die Pressearbeit. Dabei geht es darum, Platzierungen in Magazinen, Radio, TV, Podcasts und Tageszeitungen zu erreichen, da diese oft eine sehr hohe Reichweite haben. Man profitiert beispielsweise von der Reichweite eines Magazins, wenn die eigenen Produkte oder die eigene Person dort vorgestellt werden.
Aber wie fängt man an, Presseveröffentlichungen zu bekommen? Das ist einfacher als ihr vielleicht denkt, aber auf dem Weg gibt es einiges zu beachten. PR-Erfolg ist nur so gut wie die Vorbereitung als Gesamtstrategie.
1) Perfektioniere deine Value Proposition
Die Value Proposition beschreibt den Mehrwert, den du deinen Nutzern oder Kunden bringst. Public Relations leitet sich ab als Kür der Kommunikation und Psychologie der Massen, das heisst wir denken an den Menschen, den wir adressieren. Wir gehen auf anderer Menschen Bedürfnisse ein oder wecken diese.
Nehmen wir das Beispiel Numarics dann wissen wir im Team von Numarics das wir Treuhand auf der Überholspur sind, mit einem KI-gestützten Buchhaltungssystem, entwickelt von Treuhändern, Wirtschaftsprüfern und Experten für technologische Prozessautomation. Wir sind ein Fintech-Unternehmen, das sich auf die Effizienzsteigerung im Treuhandbereich durch das optimierte Zusammenwirken von Treuhandexperten und digitalem Ecosystem fokussiert.
Das Mehrwertversprechen an kleine bis mittelständische Unternehmen (KMU) in der Schweiz, die Numarics-User, ist jedoch nicht diese bahnbrechende Technologie hinter unseren Treuhändern. Die Value Proposition ist der Mehrwert an Zeit und freiem Kopf, den unser Ecosystem und die papierlose Abwicklung der Buchführung und aller administrativen Tätigkeiten bietet. Dazu kommt ein Premium Consulting durch die Treuhänder, die durch den Einsatz hocheffizienter Technologie auch einfach mehr Zeit für die wertvolle Unternehmensberatung haben. Genau diesen Mehrwert wollen auch die Journalisten an ihre Leser vermitteln, statt wie eine Werbefläche für «bahnbrechende Technologie» zu klingen.
Die Value Proposition bildet die Grundlage deiner PR. Denn wenn du den Menschen nicht sagen kannst, warum dein Unternehmen existiert, wirst du nicht in der Lage sein, ein Gespräch mit ihnen zu führen.
What’s In It For Me?
Bei der Überlegung nach deiner Value Proposition hilft es, wenn du dir vereinfacht vor Augen hältst dass jeder potentielle User, Journalist oder andere potentielle Kooperationspartner sich die Frage stellt «What’s in it for me?». Ein Journalist möchte Beiträge veröffentlichen, die nicht nur seiner oder ihrer Leserschaft entsprechen, sondern möglichst viele Klicks und Reads erhalten. GründerInnen, die das verstanden haben, liefern Inhalte für diese Journalisten.
Dabei passiert jedoch häufig ein Fehler. Du kannst mit deinem Input und deiner Expertise zu vielen Themen platziert werden. Jedoch bringt es dich nicht weiter, zu sämtlichen Themen, von Veganismus zu künstlicher Intelligenz bis hin zu Mode, platziert zu werden, nur weil du darüber sprechen kannst. Dann bist du überall und nirgendwo. Du benötigst eine Agenda, die sich an bestimmten Keywords und Themen orientiert und die du besetzen möchtest, weil dein Business einen Mehrwert zu diesen Themen bringt.
2) Der PR-Plan
Der wichtigste Teil der PR-Arbeit ist die strategische Identifizierung deiner Nischenthemen und Keywords. Sobald du diese identifiziert hast, solltest du dich ausschliesslich auf sie konzentrieren.
Nehmen wir wieder das Beispiel Numarics. Numarics wurde als Fintech-Unternehmen gegründet und bietet die klassischen Dienstleistungen eines Treuhänders - nur dass hinter dem Mensch Treuhänder noch eine hochleistungsfähige Maschine steckt. Selbstverständlich beantworten die Gründer von Numarics also sämtliche Pressethemen rund um die Themen Treuhand und Finanztechnologie (FinTech). Numarics bringt aber auch eine eigene Agenda auf den Tisch der Journalisten: Wir eröffnen einen bisher recht schwer zugänglichen Bereich für KMU, den Finanzbereich. Das Finanzwesen ist traditionell verschlossen. Auch das Treuhandwesen hatte bisher noch keinen Weg gefunden, ihre Einblicke aus Analysen wie Geldflussrechnungen und Cashflow-Statements zeitnah den Gründern zur Verfügung zu stellen und diese so darzustellen, dass sie selbsterklärend sind und Einblicke und Prognosen für den Gründer oder die Gründerin erlauben. Startups haben häufig allein für die Auswertung der Statements vom Treuhänder weiterhin zusätzlich einen Chief Financial Officer, den CFO, eingestellt. Es geht hier also um das Thema und die Keywords «Technologisierung im Treuhandwesen» sich daraus erschliessenden Themen wie Demokratisierung und Zugang zu Finanzwissen und der sich daraus ergebenden Mission von Numarics: kleinen und mittelständischen Unternehmen den Zugang zu Erfolg zu ebnen.
3) PR in Aktion
Viele Wege führen zum Erfolg und es gibt nicht den einen richtigen Weg. Hier zeige ich dir eine effiziente Step-by-Step Strategie auf, die sich für viele Startups, mit denen ich gearbeitet habe, bewährt hat, und die du ganz einfach selbst anwenden kannst.
Schritt 1: Listung deines Business in Verzeichnissen
Zunächst geht es darum, eine Relevanz zu entwickeln. Das bedeutet in der heutigen, digitalen Welt, Google-Ergebnisse zu generieren. Darüber können sich interessierte Kunden, Kooperationspartner oder Journalisten über dich und dein Unternehmen informieren.
Finde dafür zunächst eine Tag-Line für deine Value Proposition, die du deinem Business hinzufügst und die catchy ist. Beispielsweise ist die Tagline für Numarics «We speak numbers». Für meine DIY PR-Plattform PRontheGO ist es «The Entrepreneur's Source For Global Prime PR Hacks».
Platziere dein Business dann in relevanten Verzeichnissen deiner Branche zusammen mit deiner Tag-Line. Du kannst zum Beispiel mit einem Google Business-Eintrag starten. Es gibt lokale und globale Verzeichnisse für sämtliche Businessmodelle und Branchen. Für Startups beliebt sind 10words und Product Hunt, um dein Startup Early Adopters vorzustellen.
Schritt 2: Erstellung deines Gründer-Profils
Dein Gründerprofil hat häufiger Relevanz für Journalisten als dein Business selbst. Das liegt daran, dass du der /die potentielle InterviewpartnerIn bist und damit die Stimme deines Unternehmens. Erstelle daher ein Kurzprofil das deine Qualifikation auflistet und das «Warum?» für die Gründung deines Unternehmens beantwortet.
Das Warum wird im Profil von Numarics Mitgründer Dominique Rey zum Beispiel so beantwortet:
Dominique Olivier Rey ist Mitbegründer und CEO von Numarics, einem intelligenten, KI-gestützten Buchhaltungssystem, das es Schweizer Unternehmen ermöglicht, ihre Buchhaltung und Finanzen mühelos zu 100 % digital zu verwalten.
Rey ist eidgenössisch diplomierter Buchhalter, Bankfachmann und Betriebswirtschafter. Er ist zudem von der Eidgenössischen Revisionsaufsichtsbehörde (RAB) als Revisionsexperte anerkannt und ist Sekretär der Bankenrevisionskommission EXPERTsuisse.
Rey verliess das sichere Unternehmensumfeld, um etwas Sinnvolles, etwas Neues zu schaffen, etwas, das Bestand hat und der Gesellschaft einen Mehrwert bringt und ein Vermächtnis hinterlässt.
Du kannst dein Profil in der Ich-Form oder in der dritten Person verfassen, je nachdem, wo du es einsetzt. LinkedIn ist natürlich die erste Wahl für eine professionelle Platzierung. Dann empfehle ich dir, ein Profil auf Qwoted.com zu erstellen. Hier können dich Journalisten für ihre geplanten Artikel und unter den von dir gelisteten Themen-Tags finden. Dein Gründerprofil dient auch der Vorstellung bei Journalisten und Netzwerken, also der eigentlichen PR-Arbeit.
Schritt 3: Pitching und Gastartikel
Nutze deine catchy Tag-Line für dein Startup sowie dein Gründerprofil nun, um dich bei Journalisten und in Netzwerken vorstellig zu machen. In der Schweiz gibt es beispielsweise die Swiss Startup Association, bei der Mitglieder auch in Unternehmer-Interviews vorgestellt werden. Weitere Möglichkeiten für Entrepreneur-Interviews bieten zum Beispiel die Plattformen IdeaMensch.com und das Authority Magazine.
Recherchiere Podcasts, Magazine, Tageszeitungen, Radiosender und Blogs, deren Leser sich für dein Business interessieren könnten. Der beste erste Pressepitch ist eine Vorstellung per E-Mail mit deinem Gründerprofil und den Themen, über die du sprechen möchtest. Die Kontaktdaten findest du in der Regel auf der Website des Medienportals.
Viele Medienoutlets bieten dann auch die Möglichkeit, Gastbeiträge zu platzieren. Im Startup-Bereich ist dies beispielsweise bei HackerNoon oder BuiltIn der Fall. Aber für jede Branche gibt es die Möglichkeit, Kollaborationen für Gastbeiträge zu schliessen. Behalte dabei immer die Leserschaft des Mediums im Auge, um relevante Beiträge zu deinen Themen zu erstellen.
Wenn du diese ersten Schritte unternimmst, wirst du feststellen, dass du mittendrin bist im Thema PR und dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, die Reichweite anderer zu nutzen. Zum Beispiel über News Hijacking, bei dem du als GründerIn Expertenkommentare für Medienoutlets zum aktuellen Weltgeschehen lieferst. Ein wichtiges Thema ist auch die Kundenzufriedenheit und die Aktivierung deiner Kunden als Testimonials und Markenbotschafter.
Ich wünsche dir viel Erfolg mit diesem ersten Guide für deinen Einstieg in PR. Wir bei Numarics werden dich natürlich weiterhin mit Growth Hacks beliefern.